In Zusammenhang mit dem aktuellen Umgang mit Covid-19 (die gesellschaftliche Diskussion ist fast damit zugefüllt) kam mir der Spruch:
“Krisen sind Opium für die Gesellschaft”.
(Das Original wird oft fehlzitiert als “Religion ist Opium für’s Volk”, von dem ich schon einige Abwandlungen kenne, z.B. “Konsum ist Opium für’s Volk” ersetzen, oder das ältere lateinische “panem et circenses”)
Mit dem Gesamtspruch meine ich, dass die vielen Krisen und Krischen die Gesellschaft so sehr in Beschäftigung halten, dass “wir” als Gesellschaft uns nur kaum Gedanken machen, was denn eigentlich systemische Ursachen der ganzen Krisen und Krischen sind. Die Krisen werden gemanaged, und das füllt uns total aus. Da ist kein Raum mehr, zu schauen ob nicht grundlegend Dinge verändert werden sollten, sich Gedanken zu machen was “wir” (als einzelne Individuen für sich und als Gesellschaft) denn überhaupt wollen vom Leben, etc.
Bei Covid-19 erlebe ich das auch: Die Krise wird als eine losgelöste Sache super wichtig genommen, und wenn es vorbei ist “ist alles wieder gut”. Momentan und seit Monaten sind z.B. die öffentlich-rechtlichen Radiosender die ich höre ja voll von Covid-19-Themen. Es gibt noch andere, aber mit Covid-19 zusammenhängende Themen dominieren in meiner Wahrnehmung alles. Und es geht dann darum, welche Auswirkungen Covid-19 hat, welche Auswirkungen Covid-19-Bekämpfungsmaßnahmen haben, wie man Covid-19 bekämpfen könnte oder sollte oder will, … – auch hier fehlt der größere Blick meistens, und die Themen und Diskurse und “Köpfe” sind voll mit etwas was ich als “Kleinklein” einstufe. So als sei Covid-19 so schlimm, dass alles andere nicht mehr wichtig ist. (Ja, Covid-19 ist schlimm, aber andere Sachen auch.)